Über mich

Ausgebildet in Sumi-e, der japanischen Tuschemalerei in zen-buddhistischer Tradition, verbindet sich in meinen Arbeiten diese traditionelle Kunst der Tuschemalerei mit modernen Formen der gestischen Malerei, die dem westlichen Informel nahesteht.

Nicole Reuther

MEINE BESCHÄFTIGUNG

Praxis

Japantusche und gestisches Informel

Die Tuschemalerei ist weitaus mehr als nur eine Technik: Sie ist meditative Praxis. Als Wegekunst, wie sie im Sumi-e verkörpert wird, steht sie für eine ganzheitliche Praxis, in der Bewegungsabläufe, geistige Haltung und persönliche Entwicklung untrennbar miteinander verbunden sind. Wiederholung, stilles Üben und die Reduktion auf das Wesentliche sind ihre zentralen Elemente. Sie ermöglichen und fördern eine prozessuale Malweise: Flüchtige und zugleich präzise geführte Pinselstriche, die sich in Momenten höchster Konzentration als Bewegungsgesten auf dem Papier einschreiben. Die gerichtete Konzentration und meditative Tiefe des Sumi-e verbinde ich in meinen Arbeiten mit einer freieren, gestischen Ausdrucksform, die inspiriert ist vom westlichen Informel. Auch hier geht es um die Unmittelbarkeit der Bewegung, das Gestische und um die Bedeutung der Materialität. Darin berühren und verbinden sich (für mich) die beiden Kunstrichtungen.

Theorie

Bewegung, Wiederholung und die Begegnung mit dem Anderen

Auch philosophisch beschäftige ich mich mit den Wirkungsweisen von sich wiederholenden Bewegungsgesten – sowohl im ästhetischen als auch im alltäglichen Handeln. In der fernöstlichen Maltradition ist es üblich, die Strichführung der „alten Meister“ als körperliche Geste nachzuempfinden – nicht als Kopie eines Bildes, sondern als leibliches Nachvollziehen einer Bewegung. Eine Praxis, die in der westlichen Malerei kaum denkbar ist. Dieses Nachempfinden prägt mein Verständnis von Wiederholung: Sie ist kein bloßes Wiederholen, sondern ein dynamischer, lebendiger Prozess – eine Form der Weiterentwicklung, in der durch Resonanz mit dem Anderen etwas Eigenes und Neues entstehen kann.

Die Werke der Künstlerin sind gestische Prozesse – Augenblicke, die sich in der Zeit verdichten.

Lena-Johanna Herrmann, Kunstwissenschaftlerin