Ausgebildet in Sumi-e, der japanischen Tuschemalerei in zen-buddhistischer Tradition, verbindet sich in meinen Arbeiten diese traditionelle Kunst der Tuschemalerei mit modernen Formen der gestischen Malerei, die dem westlichen Informel nahesteht.
Nicole Reuther
Auch philosophisch beschäftige ich mich mit den Wirkungsweisen von sich wiederholenden Bewegungsgesten – sowohl im ästhetischen als auch im alltäglichen Handeln. In der fernöstlichen Maltradition ist es üblich, die Strichführung der „alten Meister“ als körperliche Geste nachzuempfinden – nicht als Kopie eines Bildes, sondern als leibliches Nachvollziehen einer Bewegung. Eine Praxis, die in der westlichen Malerei kaum denkbar ist. Dieses Nachempfinden prägt mein Verständnis von Wiederholung: Sie ist kein bloßes Wiederholen, sondern ein dynamischer, lebendiger Prozess – eine Form der Weiterentwicklung, in der durch Resonanz mit dem Anderen etwas Eigenes und Neues entstehen kann.
Die Werke der Künstlerin sind gestische Prozesse – Augenblicke, die sich in der Zeit verdichten.
Lena-Johanna Herrmann, Kunstwissenschaftlerin